Bamsepatrulje – 1984
Vom 26. Juli bis 05. August 1984 fand auf der Blauen Kuppe bei Eschwege, damals unmittelbar am „Zonenrand“ (Grenze der DDR) das VCP-Bundeslager Turm84 statt.
Wir arbeiteten im PTA (Pfadfinden trotz allem)-Lager mit, das damals vom noch jungen AK „PfadfinderInnen trotz allem“ (trotz einer Behinderung) gestaltet wurde.
Gegen Ende des Lagers wurde unsere schwer körperbehinderte Tochter Anneke von Alfred Fährmann und Harry Lüdders in den VCP aufgenommen. Sie war darauf sehr stolz, zumal sie noch von einem Pfadfinder einen kleinen, aus Holz geschnitzten Bären geschenkt bekam, den sie seitdem an ihrem Halstuchring trägt.
Im Jahr darauf sind wir nach Norwegen gefahren und haben am Sommerlager des VCP Wolfsburg am Viksfjord in der Nähe von Larvik teilgenommen. Dort lernten wir die norwegischen Freunde der Wolfsburger kennen. Kjell, ein Junge mit dem Downsyndrom von der Pfadfindergruppe der behinderten Jungen und Mädchen, kam neugierig auf Annekes Rollstuhl zu, sah den kleinen Bären am Halstuch und meinte: „Du bist wohl von der bamsepatrulje (Bärengruppe), Anneke.“
Seitdem sind wir Pichlers die Bamsepatrulje:
Roland Pichler, Oldenburg 25.07.2013
LaLa 80: Land unter – von Helge Bredemeyer
Land unter - Abbruch des Landeslagers
„Nicht bewegen, ganz vorsichtig aufwachen!“ So ging Kalle von Kohte zu Kohte und weckte ganz sachte die PfadfinderInnen.
Sie wussten noch nicht, dass sie sich auf ihrer Luftmatratze wie auf einer Insel im Fließgewässer befanden. Trotzdem patschten die ersten Arme in den Rasensumpf – „Ih und Oh“ klang aus den Kohten.
„Freude säen – miteinander wachsen“ hieß das Motto für das Lager in Rüthen, Sauerland, vom 19.-29 Juli 1980. Miteinander wachsen mussten dann alle, nämlich über sich hinaus, weil nach drei Tagen Dauerregen die Katastrophe mit dann 68 Liter Wasser pro Quadratmeter in den letzten 16 Stunden nicht aufzuhalten war und die Landesvorsitzende Lydia Lengerke mit der gesamten Lagerleitung und Landeswart Alfred Fährmann eine Evakuierung in die Rüthener Stadthalle beschloss.
Der Lagerplatz war nicht mehr zu retten: 650 Pfadfinderinnen und Pfadfinder zogen für drei Nächte um. Die Gruppenleitungen zeigten, was sie konnten und führten einiges aus dem geplanten Programm mit Musik und Theater noch durch. Bis zur Abreise hatten alle ihren Spaß, den sie dann teilweise in einem spontan organisierten Heimlager noch fortsetzten.
„Ihr hättet statt einer Jurtenburg lieber eine Arche bauen sollen und Schwimmflossen mitbringen sollen“, sagten einige Reporter. Aber eines stand fest: Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder waren nicht untergegangen!
Helge Bredemeyer
Bilderrätsel: Die Harte Nuss
Was ist wohl auf diesem Bild zu sehen?
Wie immer gibt es eine Kleinigkeit unter allen korrekten Einsendungen an agmedien@niedersachsen.vcp.de zu gewinnen!
Einsendeschluss ist der 17.4.2014!
Teil II: „Wir sind durch Deutschland gefahren vom Meer bis zum Alpenschnee, …” von Heinrich Schlag
… Von afrikanischen Freunden wurden mir dort aber auch die Überreste und Gräber der Konzentrationslager gezeigt, die er für Frauen und Kinder seiner burischen Gegner angelegt hatte, um deren Widerstandswillen gegen die Briten zu brechen. Baden-Powell ein Kriegsverbrecher!?
Ich habe lange darüber nachdenken müssen, wie nahe doch das Böse neben dem Guten in der menschlichen Natur liegen kann, wenn wir eine entsprechende Aufgabe übertragen bekommen, der wir eigentlich widersprechen müssten. Ich wollte meine vielen guten und prägenden Erfahrungen in der Vergangenheit, die ich als Pfadfinder gemacht hatte, als allzu romantisch und fern der Wirklichkeit unseres Alltages abtun.
Freunde machten mich dann auf einen Satz des Gründers der Pfadfinderbewegung aufmerksam, der in seinem Testament zu lesen ist:
„Versucht die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen
als ihr sie vorgefunden habt.“
Dies war unser Problem mit der Rassentrennung in Südafrika. Wir konnten sie nicht abschaffen, aber da, wo wir lebten, sollte sie keine Gültigkeit haben. Nur es fehlte uns oft der Mut dazu.
Fünfzig Jahre nach dem Jamboree in Bad Ischl, trafen wir uns 2001 wieder im Salzkammergut. Natürlich war die Zahl der Teilnehmer von damals kleiner geworden, sehr viel kleiner sogar! Unsere Reunion konnte im Kurhaus von Bad Ischl stattfinden – Wir brauchten noch nicht einmal ein Fußballfeld dazu, um die Veranstaltungen durchzuführen. Wir konnten nicht alle einladen, die 1951 mit dabei waren, weil die Unterlagen nicht mehr vollständig in Kassel vorhanden waren. Kann ja vorkommen. Es waren auch einige verstorben, andere zu alt, um sich auf den Weg zu machen.
Wir von der CP haben uns aber entschlossen, uns von nun an jährlich zu treffen, um miteinander im Gespräch zu bleiben und sich auszutauschen, so wie wir in unserem Alter noch Pfadfinder sein können. Nach wie vor können wir darüber vortrefflich streiten.
In diesem Jahr waren wir in Bad Neuenahr zusammen, haben uns unter der sachkundigen Führung einer Pfadfinderin aus dem PSG Ausgrabungen aus der Römerzeit, mittelalterliche Städte mit Stadtmauern zwischen Weinbergen gelegen und die „Wilde Tochter des Rheins“ angesehen.
So hatten wir auf diesem Treffen u.a. wieder einen sehr lebhaften Meinungsaustausch über aktuelle innenpolitische Probleme in Berlin. Aber wir waren auch sehr froh, dass unsere Frauen mit dabei waren, die uns rechtzeitig daran erinnerten, dass Pfadfinder auch Friedensboten sein können, wenn die Diskussion allzu heftig wurde. So werden wir uns im kommenden Jahr wieder treffen.
Wie im jeden Jahr sangen wir zum Abschied auch heuer:
„Nehmt Abschied Brüder ungewiss ist alle Wiederkehr,
die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer.
Der Himmel wölbt sich übers Land, ade, auf Wiedersehn’,
Wir ruhen all in Gottes Hand, lebt wohl, auf Wiedersehn’.“
Bis dahin bleiben wir aber ehemalige Lehrer, Apotheker, Mechaniker, Pastoren, Betriebsführer und Architekten, die Baden-Powell viel zu verdanken haben.
Heinrich Schlag im August 2013
Teil I: „Wir sind durch Deutschland gefahren vom Meer bis zum Alpenschnee, …” von Heinrich Schlag
„Wir sind durch Deutschland gefahren vom Meer bis zum Alpenschnee, wir haben noch Wind in den Haaren, den Wind von den Bergen und Seen In den Augen das Leuchten der Sterne, der flimmerden Haidsonnen Glut; und Tief in der Seele, das Ferne, das Sehnen, das nimmer mehr ruht.“
1951 waren wir stolz und tief bewegt, unser Land zusammen mit den Pfadfindern aus DPSG und PdP in Bad Ischl sechs Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges auf dem VII. Weltjamboree vertreten zu können. Unsere normale Erlebnisse als Pfadfinder waren Ende der Vierziger Jahre alles andere als international: Wenn wir damals in unserer Pfadfinder-Kluft irgendwo auftraten, wurden wir manchmal noch mit der HJ verglichen und unverbesserlich genannt.
In Bad Ischl waren wir nun Glieder einer weltweiten Gemeinschaft von Pfadfindern, die zu ihrem sechsten Jamboree zusammen gekommen waren. Als unser Kontingent an den Lagertürmen, die für die sechs Jamborees seit London 1906 von österreichischen Pfadfindern aufgerichtet worden waren, vorbeizog, wussten wir, wir haben nun Teil an dieser weltweiten Friedensbewegung.
Man hatte uns als Deutsche im Lager keinen Sonderstatus verliehen. Aber ganz konnten wir unserer jüngsten Geschichte nicht davonlaufen: Etwas verunsichert waren wir schon, als wir eine Einladung von Pfadfindern aus Togo ablehnen mussten, weil dieses afrikanische Land einmal deutsche Kolonie gewesen war.
Aber soweit ich mich erinnern kann, war dies die einzige Ecke, an der wir uns gestoßen haben, wenn man einmal davon absieht, dass die Österreicher nicht mehr Deutsch sprachen, sondern eine „Unterrichtssprache“, die sich nur wie Deutsch anhörte. Unser Lageralltag mit unseren Nachbarn aus Österreich, Ägypten, England oder den USA wurde dadurch aber nicht gestört.
Als wir am Ende dieses großen Lagers Abschied voneinander nahmen, und nun in national gemischten Formationen an den großen Lagertürmen vorbei marschierten, ahnten wir noch nicht, wie das in den vergangenen Tagen Erlebte unsere zukünftige Pfadfinderarbeit und Leben bestimmen sollte.
In der Schule lernten wir vielleicht mit mehr Freuden Englisch, unsere beruflichen Perspektiven gingen plötzlich über Landesgrenzen hinaus, manchmal bis an die südliche Spitze des afrikanischen Kontinents, wie etwa bei mir.
Zwanzig Jahre später, hatte ich dann hin und wieder in Mafeking im Nordwesten des Südlichen Afrikas zu tun, in der Stadt, die Robert Baden-Powell als Festungskommandant mit einer kleinen Gruppe von Soldaten und afrikanischen Hilfskräfte 217 Tage verteidigte und so zu großem militärischen Ruhm gekommen war. Er wurde zum jüngsten Generalmajor der britischen Armee befördert. …
Teil III: 60 Jahre Lebenspfadfindertum – von Jürgen Horstmann
… Wir fühlten uns eingebunden in Geschichte und Gesellschaft. Wir versuchten, unseren Standpunkt und unsere Verantwortung zu erkennen – so wurden aus Jungen Persönlichkeiten: Allein neun von uns wurden Pastoren.
Nachdem wir durch Studium, Ausbildung und Beruf in alle Winde verstreut waren, bemühten wir uns weiter um Zusammenhalt und Gemeinschaft. Über lange Jahre war die "Tangente", die Zeitschrift unserer Jungmannschaft, unsere Verbindung.
Diese Zeit hat uns geprägt. Wir haben Gemeinschaft erfahren und die Kraft und die Stärke, die diese Gemeinschaft gibt.
„Jeder ist für Jeden verantwortlich“
Wir haben dieses Wort gehört, haben es nachgeplappert bis wir es begriffen und es uns ergriffen hat. Wir haben Verpflichtung empfunden und gelernt, Verantwortung zu übernehmen:
Im Beruf, als Pastor, um den christlichen Auftrag zur Seelsorge, Verkündigung und zum Dienst am Nächsten gerecht zu werden.
In der Kirche als Kirchenvorsteher, im Kirchenkreisvorstand, als Vorsitzende des Kirchenkreistages, im Sprengelbeirat.
In der Politik als Stadt- und Gemeinderat.
In Vereinen und Verbänden und in der Berufspolitik.
Wir haben Pflegschaften und Vormundschaften übernommen, wenn wir dazu berufen wurden.
Wenn wir jetzt zurückblicken in unserem Alter, haben wir vielleicht manchmal das Gefühl, wir hätten unsere Aufgaben erfüllt, könnten uns zurücklehnen und in Gelassenheit unsere Umwelt betrachten. Wir könnten noch einiges bewegen, aber wir müssen nicht mehr.
Haben wir unsere Aufgabe erfüllt?
Verlassen wir die Welt ein wenig besser, als wir sie vorgefunden haben?
Jürgen Horstmann
Die neue Landesleitung …
Wir gratulieren Chantal Badtke, Felix Fonfara und Gerrit Stöhr recht herzlich zum neuen Amt!
Exklusiv-Interviews folgen …
Von Zwergen, Wikingern und Topfpflanzen
Oder: LV 2014 im Lande Niedersachsen
Nach und nach füllte sich am Freitag, den 7.3., der Verdener Sachsenhain mit geschäftig schwätzenden Pfadfindern aus allen Himmelsrichtungen. In Nullkommanix wuchsen Jurten in den Himmel, wechselten Tische und Stühle ihre angestammten Plätze und fanden Flipcharts ihre Bestimmung.
Teil II: 60 Jahre Lebenspfadfindertum – von Jürgen Horstmann
… 1951 fuhren wir nach Österreich, ins Jamboree. Das erste internationale Pfadfindertreffen nach dem Krieg.
Wir hatten Kontakt zu anderen Nationen: Engländer, Franzosen, Dänen. Wir merkten, dass diejenigen, die noch vor wenigen Jahren als unsere Feinde galten, Jungen waren wie wir. Wir wurden Freunde.
Zuhause hatten wir unsere Zusammenkünfte im Gemeindesaal oder im Kindergarten, wir sehnten uns nach einem eigenen Heim, das wir selbst gestalten konnten.
Draußen in der Heide fanden wir eine kleine Hütte, zerfallen und dem Abriss preisgegeben. Wir bauten sie wieder auf und schufen uns draußen ein eigenes Reich. In der Stadt bekamen wir die „Saki“. Wir konnten uns die nicht mehr genutzte Sakristei an der Kirche zu unserem Stadtheim ausbauen, mit Bücherei und Hockern, die sich jeder selbst zimmern musste.
Hier trafen wir uns zum Morgengebet, bevor wir in die Schule oder auf die Lehrstelle gingen – hier kamen wir in den Sippen und Führerringen zusammen oder trafen uns zum Schach spielen.
In der Jungmannschaft versuchten wir, unseren Weg in Kirche und Gesellschaft zu finden. Die Themen, mit denen wir uns auseinander setzten:
Einmal im Jahr hatten wir unsere Jungmannschaftstreffen, wo wir zwei Tage zusammen waren: Bibelarbeit, Gottesdienstbesuche, Abendandachten und Abendmahl bildeten den geistlichen Rahmen.
Das Mittagessen bereiteten die Mädchenpfadfinder für uns. Gemeinsame Kaminabende und Feiern der „Jumabälle“ waren die ersten Annäherungen zum weiblichen Geschlecht.
Jedes Jahr über den Jahreswechsel, vom 27.12. bis 1.1., veranstalteten wir
Seminare:
"Marxismus - Historischer und dialektischer Materialismus"
"Unbewältigte Vergangenheit – Das Dritte Reich"
"Autorität und Freiheit" – Referent: Ministerpräsident Hellwege
"Mit der Vergangenheit leben – Geschichte der Weimarer Republik"
Etwa 40 Teilnehmer jeweils diskutierten mit namhaften Referenten. Jeder von uns musste sich vorher mit dem Thema beschäftigen und eine Arbeitsgruppe übernehmen …
Teil I: 60 Jahre Lebenspfadfindertum – von Jürgen Horstmann
40 Jahre VCP in Niedersachsen,
das ist auch über 60 Jahre Lebenspfadfindertum
Es war kurz nach dem Krieg. Äußere und innere Werte waren zerbrochen und zerstört. Die meisten von uns waren ohne Väter aufgewachsen.
Wir hatten den Wunsch, irgendwo dazu zugehören. Einige Jungen hatten sich zusammen getan – daraus wurde eine
Pfadfindergruppe der CP, der Christlichen Pfadfinderschaft.
So kamen wir zu den Pfadfindern, Das "Christliche" bekam erst später
Bedeutung für uns.
Mit 13 Jahren legten wir das Pfadfinderversprechen ab:
Im Vertrauen auf Gottes Hilfe verspreche ich, meinem Volk und Vaterland zu dienen, dem Nächsten zu helfen und das Pfadfindergesetz zu erfüllen.
Mit 16 Jahren das Späherversprechen:
Ich kenne die Grundsätze der Christlichen Pfadfinderschaft und will euer
Weggenosse sein. Im Vertrauen auf Gottes Beistand will ich ernstlich
bestrebt sein, nach diesen Grundsätzen unter euch zu leben, um das Ziel
der Christlichen Pfadfinderschaft zu erreichen.
Wir trafen uns in Sippen, die Führer wählten wir aus unseren Reihen – unser gemeinsames Zeichen war unsere Tracht.
Wir lernten, Verantwortung zu übernehmen. Im Führerring, wo wir uns wöchentlich zur Vorbereitung der Sippenstunden
trafen, hieß es:
Jeder ist für Jedes und Jeden verantwortlich.
Es herrschten strenge Sitten – auf den Einladungen zum Thing, dem höchsten
Entscheidungsgremium der Pfadfinder, stand:
Wer unentschuldigt fehlt, erklärt damit seinen Austritt aus der
Pfadfinderschaft!
Wir waren zusammen auf Fahrt und Lager. Unsere Zelte waren Dreieckszeltbahnen der Wehrmacht, oder wir hatten alte Zelte aus der Wandervogelzeit unserer Väter …