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Großfahrt nach Island

17,- Euro. Das kostet ein Taxi, wenn es sich als zu große Herausforderung herausstellt, auf dem Automaten der Deutschen Bahn „Tegel Airport“ anstelle von „Tegel“ auszuwählen. Sei's drum – derartiges fördert kurz vor Abflug durchaus die Durchblutung und der Fahrer wusste durch ein gelassenes „Schaff`n wa!“ zu beruhigen.
Unser Plan sah zwei Wochen Island vor. Eine Woche den Laugavegur vom Landesinnern bis zur Küste und eine weitere Woche ausgewählte Ziele auf der Süd-West Seite der Insel. Das klappte auch.

Die Gruppe Islandfahrer

Auf Island gelandet, war das vorrangige Ziel, noch vor der frühen Abfahrt des Busses am nächsten Morgen, Gas für den Brenner beschaffen zu können. Man hatte uns vorab auf die Möglichkeit der Nutzung von Restgas anderer Wanderer hingewiesen. Dass es so einfach war, dachten wir jedoch nicht: Zwei stattlich gefüllte Kartuschen direkt am Flughafen. Es konnte losgehen. Eine Nacht auf Reykjaviks Stadtcampingplatz und dann mit dem Lininbus Richtung Landmannalaugar, dem Ausgangspunkt des Laugavegurs.

Laugavegur

Der Laugavegur ist einer der beliebtesten Wanderwege der Insel. Wir hatten gehofft, durch unsere Reisezeit kurz vor Abschluss der Saison eher Wenigen über den Weg zu laufen, doch das erwies sich als naiv. Landmannalaugar hatte basislagerartigen Charakter. Lauter bunte Zelte, Überausgerüstete mit klackernden Stöcken auf Tagestouren und jede Menge Busse, die selbige ausspuckten und wieder verschlangen. Nicht ganz das was wir uns ausgemalt hatten. Die Landschaft  hingegen war ein Genuss. Farbenfrohe Berge, leicht bemoost , dampfende Löcher zu ihren Füßen und Schneeflächen an ihren Flanken.

Wir machten uns auf. Das isländische Hochland in dieser Region ist ein Wechselspiel aus dem soeben beschriebenen Bilderbuch und der Tristesse  von Aschewüsten und Lavafeldern. Während beider Phasen hatten wir stets einen klaren Blick auf den Mýrdalsjökull und den Eyafjallajökull, die beiden Vulkane, die das Hochland von der Tiefebene vor der Küste trennen und die letzte Etappe unserer Wanderung aufzeigten. Es ist auf der Strecke geboten, die ausgewiesenen Zeltplätze zu nutzen, da bei der Menge der Wanderer die Natur  der kargen Region zu sehr in Mitleidenschaft gezogen würde.  Das determinierte unsere Wanderetappen, was nach vier Tagen zum Spott unsererseits führte, bei welchen Wetterbedingungen diese Segmente denn als Tagesetappen aufzufassen wären. Wir beschlossen nachts loszulaufen und dadurch diese Landschaft einmal im Dunkeln zu erleben und die Möglichkeit zwei Etappen in einem zu durchwandern zu öffnen. Eine gute Idee, wie sich herausstellte. Der Sternenhimmel war beeindruckend, und das Frühstück auf einer Erhöhung bei Sonnenaufgang großartig. Die bunten Teletubbies mit den Klackerstöcken waren auch alle weg. Das Ziel der zweiten Etappe verbauten wir uns durch zu langes Furten eines breiteren Gletscherausflusses und dem falschen Abzweigen, in eine im Hang endende Sackgasse. In Hängen empfiehlt sich übrigens der rechtzeitige Abbruch. Alles andere führt zu zeitraubenden Zitterpartien die ihrerseits in matschigen Rutschpartien auf dem Hosenboden enden.

Im Nebel am Eywa... Eyfja.. Eyawal... Vulkan.

Am nächsten Tag stand der Pass nahe dem Eyafjallajökull an. Einem jener Berge, dem wir günstige Flugtickets zu verdanken hatten. Das Wetter zog sich zu und man wanderte durch eine surreale Welt aus Vorjahreslava und Nebelschwaden.
Auf der anderen Seite erwartete uns das Land der Tagestouristen mit Camper und Jeep, die wie wir den Plan hatten, sich einige Landschaften der Südküste anzuschauen. Wir machten sie uns zu eigen und probierten es mit dem Daumen anstelle des Busses. Bis auf einen längeren Aufenthalt im Nieselregen des isländischen Nirwanas klappte das hervorragend. Man trifft erstaunlich oft auf ausgeflogene Schulklassen schwedischer oder englischer Herkunft, deren Sightseeing man sich während der Mitnahme sogar anschließen darf. Famos.
Unser nächstes Ziel war Skaftafell. Ein Ort im Süden der größten Gletscherfläche der Insel. Wir wollten hier noch eine kürzere Tour über drei Tage anschließen und vom Rand aus die Gletscher bestaunen. Die Gletscher versanken ebenso in Nebel und Regen wie unsere Kleider und Schuhe und eine eingestürzte Brücke über einen nicht furtbaren Fluss ließ die Einsicht reifen, doch besser umzukehren und sich auf einen Tagesausflug zu beschränken. Mittag im Zelt, Blaubeeren sammeln, Polarfuchsjunge sehen, Sachen aufhängen, schlafen. Hmm.

Wanderung

Wir machten uns über mehrere Stationen wieder auf, in Richtung Reykjavik, dem Wolfsburg des Nordens. Breite Straßen mit ausgedehnten Grünstreifen und eine doch eher praktische Architektur mit einigen höchst ansprechenden Ausnahmen. Hier leben zwei Drittel der rund 300 Tausend Einwohner Islands. Eines Landes mit einer Einwohnerzahl leicht über der von Braunschweig und einer Fläche von Bayern und Baden-Württemberg. Wir besuchten noch das Nautische Museum und die Hot-Pots eines Badehauses der Stadt, dann flogen wir nach und nach ab. Erst ecke, dann ich und dann Leonie und Andrea.
Wer Island bei ähnlich viel Glück mit dem Wetter besucht, darf durchaus zur Kohte greifen und kann das ganze Plastik zu Hause lassen. Denkt an die Stangen, es gibt keine Bäume. Frohes Wandern!

Eric Plagge

Ein Kommentar zu "Großfahrt nach Island"

  1. Sven

    Schöner Bericht, und danke für die Postkarte!

    Habe gerade beim Aufräumen festgestellt, dass 2007 eine ganze CEMP dem Thema Island gewidmet war...

    HGP, Sven

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