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Voyage à Madagascar – Teil 1

Blick auf die Dächer von Antananarivo

Blick auf die Dächer von Antananarivo

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Inzwischen ist auch der Rest unserer Reisegruppe lange wieder zurück aus dem Land, wo der Pfeffer wächst, und es wird Zeit euch endlich zu berichten, wie es uns dort ergangen ist.

Nun lassen sich jedoch die vielen Eindrücke und Erfahrungen, die wir von dort mitgebracht haben nicht unbedingt in wenigen Worten wiedergeben. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, den Bericht aufzuteilen. Und so wird es zu jeder Etappe unserer Reise jemanden geben, der Euch berichtet. Mir wird nun die Ehre zu Teil den Bericht mit unserer Ankunft in Madagaskar zu beginnen.

Um genau zu sein, handelt es sich dabei um die Ankunft der „Rumpfgruppe“, bestehend aus Sören, Bille, Birgit, Ruben, Martin, Eric, Emu und mir. Linn, Marie und Gerrit waren zu diesem Zeitpunkt nämlich schon eine Woche in Madagaskar und Felix sollte erst ein paar Tage später zu uns stoßen.

Ich erspare Euch jetzt von den Strapazen des Fluges zu berichten, zum einen weil es einfach nicht interessant ist von einem Tag zu berichten, der vor allem aus mehr oder weniger unbequemen Rumsitzen in Flugzeugen und Wartehallen besteht, zum anderen weil die Reise abgesehen von der Langeweile und etwas Schlafentzug gar nicht so strapaziös war.

Es ist also der 25.09. und wir befinden uns im Landeanflug auf Antananarivo, der madagassischen Hauptstadt, die kurz auch Tana genannt wird. Kurz zuvor mussten diejenigen von uns, die sich noch der Illusion hingegeben hatten, Madagaskar sei eine grüne Insel, schon mit Ernüchterung feststellen, dass sich die Insel aus der Luft eher als rot und braun darstellt. Aus der Vogelperspektive lässt sich auch gut erkennen, in welchem Maß Wälder durch Brandrodung und dem große Flächen einnehmenden Reisanbau weichen mussten.

Die Landung erfolgt schließlich gegen 13 Uhr ohne jegliche Schwierigkeiten. Nach kurzem Rangieren erreichen wir die Halteposition und stellen beim Verlassen der Maschine als allererstes fest, dass das Klima sehr angenehm ist, nicht zu heiß und relativ trocken. Wie wir später erfahren ist in Madagaskar gerade Sommeranfang.

Es folgen die üblichen Einreiseformalitäten: Ausfüllen von Formularen, dreifaches Vorzeigen der Pässe und kurzes Warten auf das Gepäck. Beim Ausgang des Ankunftsterminals wartet dann auch schon ein Mann mit dem Schild „Linn Fenna – Hotel Raphia“. Nachdem wir uns schnell am nächsten Automaten mit der einheimischen Währung versorgt haben, führt er uns zum Bus. Hier hilft uns ein freundlicher Mensch beim Einladen unserer Rucksäcke, wofür er natürlich Trinkgeld erwartet. Und da wir es nicht besser wissen, geben wir ihm natürlich auch gleich eine unverschämt hohe Summe, die, wie uns später gesagt wird, dem Tageslohn eines Minenarbeiters entsprechen soll.

Die Fahrt zum Hotel dauert eine knappe Stunde. Es geht durch weitläufige Reisfelder bis ins Herz von Tana. Auf den Straßen, die meist nur einspurig sind, herrscht reges Treiben – einfache Fußgänger, Radfahrer, Hirten, die ihre Zebu-Herde die Straße entlang treiben, Autos und LKWs. Es ist einfach alles vertreten und doch fließt der Verkehr irgendwie, wenn auch mancherorts nur sehr zäh.

Im Hotel angekommen beziehen wir sogleich unsere Zimmer. Die Unterbringung ist für europäische Verhältnisse sehr einfach, aber doch sehr nett und, wie wir am Ende der Reise eingestehen müssen, für Madagaskar schon fast luxuriös. Noch beim Einrichten treffen wir dann auch Marie und Gerrit und wenig später kommen auch Linn und Stelah im Hotel an.

Stelah ist eine Freundin von Linns Kollegen Roland und wird für die nächsten Wochen unsere Übersetzerin und Guide in alle Lebenslagen sein.

Wer nun glaubt wir würden uns jetzt einen faulen Lenz machen, uns erstmal ausruhen oder uns auch nur frisch machen, der liegt leider falsch. Kurz bevor es nach Madagaskar losging, gelang es Linn schließlich doch noch Kontakt zu PfadfinderInnen in Tana zu bekommen. Und so braucht es nicht lange bis Mahery im Hotel eintrifft, der bei den PfadfinderInnen in Tana ist und bei dessen Eltern wir prompt zum Essen eingeladen sind.

Also geht es wieder ab in den Minibus und zu seinen Eltern – ein opulentes Mahl wartet. Die Atmosphäre ist herzlich und freundlich und Linns Französisch glänzt! Es gibt Milch-Ei-Suppe, Vary (also Reis) mit Fleischbrocken, Wasserspinat und Salat. Außerdem lernen wir Bonbon Anglais kennen – stellt es Euch vor als Limonade mit Eisbonbon-Geschmack. Der Laie könnte jedoch erstmal annehmen, es sei eine Flasche Wasser. 😉

Essen bei Mahery

Essen bei Mahery

Auch nach diesem Willkommens-Essen ist der Tag lange nicht zu Ende. Mahery erzählt uns das gerade ein großes PfadfinderInnen-Treffen in Tana stattfindet, zu dem wir natürlich eingeladen sind.

Es geht also wieder weiter – ein gemietete Auto wartet. Es folgen eineinhalb Stunden kriechender Verkehr durch Tana, gegen Abend ist die Stadt verkehrstechnisch nahe dem Infarkt. Aber es ist doch irgendwie spannend, wie das Leben auf der Straße abends am brodeln ist.

Schließlich kommen wir in dem katholischen Gemeindezentrum an, wo die Veranstaltung stattfindet. Hier stellen wir fest, dass es sich dabei um eine Art Bezirks - oder Landesversammlung der Scouts „Tily Madagasikara“ handelt – also von unserem protestantischen Pendant auf Madagaskar.

Wir werden mit großem Hallo und Klatschen begrüßt. Alle sind gut gelaunt und uns schlägt viel Interesse entgegen. Nach dem formalen Teil gibt es Essen und obwohl alle von uns noch satt sind, gesellen wir uns hier und da dazu und versuchen uns durch Französisch-Englisch-Deutsch-Hände-Kauderwelsch zu verständigen, auch wenn inzwischen einige von uns das Ende dieses langen Tages herbeisehnen.

Nach dem Essen steigt dann die große Party unter dem Motto „Walt Disney“ und es fällt auf, dass fast alle Frauen verkleidet sind und fast alle Männer nicht. Kommt einem irgendwie bekannt vor. Begleitet wird das ganze von schlechter Keyboardmusik, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Im Grunde ist es also wie bei uns: Man spielt albernde Spiele, tanzt, hört Musik, die nicht mal gut sein muss und hat dabei einfach 'ne Menge Spaß. Total erschlagen geht es dann gegen 23 Uhr zurück ins Hotel, wo wir hundemüde ins Bett fallen.

Am nächsten Morgen heißt es dann erstmal ausschlafen. Erst um 10 Uhr soll es Frühstück geben, wobei natürlich fast alle von uns, die erst gestern angekommen sind, verschlafen. Mit etwas Verzögerung finden sich dann aber doch alle im Restaurant des Hotels ein, wo es das erste von vielen madagassisch-europäischen Frühstücken für uns gibt – was so viel bedeutet wie halbwegs trockenes Baguette mit Butter und Marmelade, dazu Tee oder fieser Kaffee mit süßer, sirupartiger Kondensmilch.

Am Nachmittag soll es heute ein Treffen mit Maherys Pfadfindergruppe geben, vorerst geht es jedoch los zu einem ersten Spaziergang durch Antananarivo - kleinere Besorgungen machen, nochmal schnell ins nächste Internet-Café und die Atmosphäre vor Ort einsaugen. Die Straßen der Stadt sind verwinkelt, haben wechselndes Gefälle und sind voll von französischen Autos aus dem vorigen Jahrhundert. In regelmäßigen Abständen fahren auch einige Wohlgekleidete und Beleibte in vergleichsweise glänzenden Toyota Jeeps an uns vorbei.

Eine immer wiederkehrende Freude bei der Betrachtung des Straßenbildes sind jedoch die Taxi-Enten, die überall zu sehen sind. Madagaskar ist de facto ein Land, in dem das Auto noch einen Gebrauchsgegenstand darstellt.

Nach einem kurzen Mittags-Snack im Hotel kommt auch schon wieder Mahery, um uns nach kurzer Führung durch die Gassen der näheren Umgebung zu einem der Plätze zu führen, an denen die zahlreichen Taxibusse halten.
Beim Warten fährt ein Bus an uns vorbei, dessen Reifen anscheinend gerade geplatzt ist. Schön ist, dass das in keinster Weise schlimm zu sein scheint. Ganz im Gegenteil, der unglaublich gelassene Umgang mit Derartigem ist einfach beneidenswert.

Dann steigen wir auch schon in den prall gefüllten Bus, es geht quer durch die Stadt und es steigen immer wieder noch ein paar Leute zu bis gar nix mehr geht. Und dann müssen wir natürlich raus um umzusteigen. Für Ortsfremde ohne jemanden, der sich auskennt, müssen die öffentlichen Verkehrsmittel Tanas eine harte Probe sein.

Da wir aber Mahery und Stelah bei uns haben, kommen wir problemlos am Ziel an. Als wir das Haus betreten, in dem wir uns mit der Pfadfindergruppe treffen sollen, ist schnell klar, dass es das Heim einer unserer Gastgeberinnen ist und kein Gemeindehaus oder Büro, wie vielleicht der ein oder andere erwartet hätte.

Wir nehmen im Kreis im Wohnzimmer des Hauses Platz. Die Decke trägt Stuck und in den Regalen liegt Porzellan aus. Ein Hochzeitsfoto hängt über dem Kamin und von der Decke hängen ein paar nackte Glühbirnen.

Das Treffen wird von den Madagassen mit einem Gebet begonnen, das uns für unsere Verhältnisse sehr lang erscheint, welches aber, wie wir noch mehrmals erfahren werden, die hier übliche Länge hat. Rasch werden nun Gläser verteilt und Bonbon-Wasser sowie selbst gemachter Erdbeersaft angeboten, gefolgt von Knabberkram in allen erdenklichen Farben und Formen.

Die Unklarheit über das Protokoll dieses Treffens und die Unsicherheit über den nächsten Programmpunkt rufen eine gewisse Verkrampftheit in der Runde hervor. Worauf wir uns relativ spontan dazu entscheiden, „Straßen auf und Straßen ab“ singen. Die Erklärung des Textes offenbart uns schließlich, dass ein anderes Lied vielleicht passender gewesen wäre. Nach kurzem Smalltalk verabschieden sich dann einige in den Garten um Interviews zu führen. Die Verbleibenden nutzen die Zeit um sich angeregt zu unterhalten, Fotos anzugucken und selbst welche zu machen. Von der Verkrampftheit ist nun nichts mehr zu spüren.

Zusammentreffen madagassischer und deutscher Scouts

Zusammentreffen madagassischer und deutscher Scouts

Nach erfolgreichen Interviews und vielen spannenden Gesprächen kehren wir dann am späten Nachmittag zurück zum Hotel. Auch wenn uns geraten wurde nach Einbruch der Dunkelheit nur mit dem Taxi unterwegs zu sein,  geht es am Abend dann noch zu Fuß in ein Restaurant um die Ecke. Dort angekommen lassen wir wieder mal müde und zufrieden diesen ersten kompletten Tag in Madagaskar bei lecker Essen und kalten Getränken ausklingen.

Christian Alles
…weiter geht es im 2. Teil des Berichtes

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