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Worte zur Adventszeit

Manchmal erzählen meine Großeltern von früher. Meine Oma zum Beispiel, wie sie einmal von der Gärtnerei, in der sie gearbeitet hat, auf dem Heimweg ist. Plötzlich sind Flugzeuge über ihr. Menschen rennen und rufen ihr zu, sie solle nach Hause laufen. In der Ferne gehen Bomben runter. Und Krieg wird zu ihrer Realität.

Der zweite Weltkrieg ist eine Weile her, fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts, aber was Krieg bedeutet wissen wir nicht — zum Glück. Doch das was Teil unserer Geschichte ist, Krieg, das ist die Gegenwart von Menschen.

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, die in diesem Jahr seit 65 Jahren besteht, geht es um das „Recht auf Frieden“, das Motto des diesjährigen Friedenslicht aus Bethlehem.

Es ist Advent. Eine Zeit, in der wir hektisch durch Geschäfte rotieren, genervt von der Menschenmenge. Stress. Viele bunte Lichter. Geschenke. Eine Zeit, in der weiterhin Krieg das Leben von vielen Menschen bestimmt. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte beginnt in der Präambel mit der „Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller […] Menschen [als] die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt […].“ Was diese Worte wohl für die Menschen in Syrien bedeuten?

Hunderttausend Tote. Millionen auf der Flucht. Und wir reden von Frieden. Wie weit weg Syrien doch ist. Und doch so nah. Sind Fragen der Flüchtlingspolitik und Integrationsdebatten nicht auch für uns Thema? Weltfrieden. Wie schön wäre es, gäbe es diesen Weltfrieden. Zeigt uns doch die Geschichte Krieg, Gewalt und Zerstörung. Wie kann ich da noch an Frieden glauben, oder sollte ich mich genau deswegen für Frieden einsetzen?

Frieden. Desto öfter ich es sage, umso seltsamer klingt es für mich. Weihnachten soll bekanntlich die Zeit sein, in der Frieden einkehrt. Am Heiligen Abend — kehrt da Frieden bei uns ein? Was brauchen wir eigentlich für unseren eigenen Frieden? Familie, Freunde, den Partner? Und wie viel Frieden gebe ich anderen Menschen?

Advent sollte nicht nur eine Zeit sein, in der wir zwischen Plätzchen backen und Geschenke-Shopping wechseln. Es braucht Zeit für Momente der Stille. Momente, in denen wir erkennen, was wir haben. Frieden beginnt bei uns. In unserem Handeln und Tun, in unseren Gedanken. In unserer Verantwortung anderen Menschen gegenüber und gegenüber uns selbst. Frieden, das ist erst mal nur ein Wort. Und Frieden zu leben, dafür gibt es keine Betriebsanleitung. Das können wir nur im Miteinander entdecken.

Eine friedliche Weihnachtszeit!

Christina (AK RelPäd)

Ein Kommentar zu "Worte zur Adventszeit"

  1. Sven

    Toller Text!

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