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Teil II: „Wir sind durch Deutschland gefahren vom Meer bis zum Alpenschnee, …” von Heinrich Schlag

… Von afrikanischen Freunden wurden mir dort aber auch die Überreste und Gräber der Konzentrationslager gezeigt, die er für Frauen und Kinder seiner burischen Gegner angelegt hatte, um deren Widerstandswillen gegen die Briten zu brechen. Baden-Powell ein Kriegsverbrecher!?

Ich habe lange darüber nachdenken müssen, wie nahe doch das Böse neben dem Guten in der menschlichen Natur liegen kann, wenn wir eine entsprechende Aufgabe übertragen bekommen, der wir eigentlich widersprechen müssten. Ich wollte meine vielen guten und prägenden Erfahrungen in der Vergangenheit, die ich als Pfadfinder gemacht hatte, als allzu romantisch und fern der Wirklichkeit unseres Alltages abtun.

Freunde machten mich dann auf einen Satz des Gründers der Pfadfinderbewegung aufmerksam, der in seinem Testament zu lesen ist:

„Versucht die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen
als ihr sie vorgefunden habt.“

Dies war unser Problem mit der Rassentrennung in Südafrika. Wir konnten sie nicht abschaffen, aber da, wo wir lebten, sollte sie keine Gültigkeit haben. Nur es fehlte uns oft der Mut dazu.

Fünfzig Jahre nach dem Jamboree in Bad Ischl, trafen wir uns 2001 wieder im Salzkammergut. Natürlich war die Zahl der Teilnehmer von damals kleiner geworden, sehr viel kleiner sogar! Unsere Reunion konnte im Kurhaus von Bad Ischl stattfinden – Wir brauchten noch nicht einmal ein Fußballfeld dazu, um die Veranstaltungen durchzuführen. Wir konnten nicht alle einladen, die 1951 mit dabei waren, weil die Unterlagen nicht mehr vollständig in Kassel vorhanden waren. Kann ja vorkommen. Es waren auch einige verstorben, andere zu alt, um sich auf den Weg zu machen.

Wir von der CP haben uns aber entschlossen, uns von nun an jährlich zu treffen, um miteinander im Gespräch zu bleiben und sich auszutauschen, so wie wir in unserem Alter noch Pfadfinder sein können. Nach wie vor können wir darüber vortrefflich streiten.

In diesem Jahr waren wir in Bad Neuenahr zusammen, haben uns unter der sachkundigen Führung einer Pfadfinderin aus dem PSG Ausgrabungen aus der Römerzeit, mittelalterliche Städte mit Stadtmauern zwischen Weinbergen gelegen und die „Wilde Tochter des Rheins“ angesehen.

So hatten wir auf diesem Treffen u.a. wieder einen sehr lebhaften Meinungsaustausch über aktuelle innenpolitische Probleme in Berlin. Aber wir waren auch sehr froh, dass unsere Frauen mit dabei waren, die uns rechtzeitig daran erinnerten, dass Pfadfinder auch Friedensboten sein können, wenn die Diskussion allzu heftig wurde. So werden wir uns im kommenden Jahr wieder treffen.

Wie im jeden Jahr sangen wir zum Abschied auch heuer:

„Nehmt Abschied Brüder ungewiss ist alle Wiederkehr,
die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer.
Der Himmel wölbt sich übers Land, ade, auf Wiedersehn’,
Wir ruhen all in Gottes Hand, lebt wohl, auf Wiedersehn’.“

Bis dahin bleiben wir aber ehemalige Lehrer, Apotheker, Mechaniker, Pastoren, Betriebsführer und Architekten, die Baden-Powell viel zu verdanken haben.

Heinrich Schlag im August 2013

Ein Kommentar zu "Teil II: „Wir sind durch Deutschland gefahren vom Meer bis zum Alpenschnee, …” von Heinrich Schlag"

  1. Thies

    Baden Powell war es wichtig, dass Pfadfinder keine Institution mit unverrückbaren Gesetzen ist, sondern eine Bewegung, die sich ständig reflektiert und dem Zeitgeist anpasst. Ohne diese Flexibilität und Toleranz wären wir schon längst im Staub der Geschichte untergegangen. Jede Generation lernt aus den Erfahrungen und Fehlern der Vorgänger(innen).

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